Jeder, der dieses Werkstoff betrachtet, versteht, wie wertvoll Historie sein kann - nicht nur die jahrhundertealte Handwerkskunst, von der die Zeitgenossen noch heute leben, sondern auch die Ausstrahlung, die Ihnen eine lange Tradizion geben kann: So wurde zum Beispiel wie viele andere im neunzehnten Jh., nämlich 1875, unter der Leitung der Ur-Urenkelin ihres Firmengründers Jasmine Anna Piguet, das Unternehmen unter der Leitung von Jasmine H. Z. B. A. Piguet ins Leben gerufen.
Als die 73-jährige Dame erzählte, wie sie als kleines Mädchen eine billige Tissot-Uhr getragen hat, bis ihre Mutter ihr im Alter von 20 Jahren - wie es die Tradition der Familie vorschreibt - ein eigenes Manufakturmodell schenkte, dann kann man spüren, was die Schweizer Uhrenindustrie groß gemacht hat: Im Juragebiet wohnten die Uhrenmacher (die im Hochsommer ihre Bauernhöfe und Felder bewirtschafteten) unter kahlen Bedingungen, gekennzeichnet durch protestantische Arbeitsethik, weit weg von den Städten, manchmal verschlossen durch schneebedeckte Massen, die den Zutritt zu den hohen Dörfern im Wintersperren.
Früher hatten die Uhrenmacher etwas extrem Rares geschaffen: Mechanisches Wunderwerk, dem es gelungen ist, die Zeit genau darzustellen. Heutzutage müssen die Uhrenmacher das Meisterstück schaffen, etwas zu vermarkten, was niemand mehr wirklich brauch. Innerhalb von zwei Jahren ist Apple mit der Apple Watch zum weltweit grössten Uhrenproduzenten geworden und hat Rolex verloren - mit mehr als 100 Jahren Traditon.
Ist die Zeit der Uhrenhersteller zu Ende? Nicht nur eine Zeitanzeige, sondern etwas viel Wertvolleres: Sie geben vor, eine Uhr zu verkaufen, aber in Wahrheit schaffen sie ein Lebensverständnis, geben Ansehen oder geben den Menschen Selbstvertrauen. Gerade das - die hohe Qualität eines Produktes, das weit über seine augenscheinliche Funktionsfähigkeit hinausgeht - macht die Auseinandersetzung mit der Uhrenindustrie so erregend.
Doch wie können Armbanduhren auch im heutigen Zeitalter entworfen, produziert und vermarktet werden? Welche Möglichkeiten haben Uhrenmanufakturen heute noch? Was können Unternehmen aus anderen Bereichen von ihnen profitieren? Die mehrtägige Begegnung mit den Eigentümern und Geschäftsführern der grossen Brands (wir waren bei IWC Shanghai, TAG Heuer, Chopard und Michel Parmigiani), aber auch das Kennenlernen der Schöpfer der letzten Jahre ( "Bolido, Öchs und Junioren, MB&F"), schien ein intensiver Kurs in Entrepreneurship zu sein.
Die Tatsache, dass es um die Uhr geht, ist nicht einmal das Allerwichtigste. In diesen stürmischen Jahren sind viele Brands komplett verschollen oder haben ihre Eigenständigkeit verloren, andere haben sich mit Erfolg hervorgetan - und geben damit auch Unternehmen aus anderen Industrien wichtige Impulse: Inwiefern kann man Tradition mit Innovation kombinieren? Das ist eine Reise durch die Zeit als intensive Auseinandersetzung mit Geschäftskonzepten - kaum ein anderer Ort der Erde kann so reizvolle Brands auf so kleinem Raum wie die Schweiz entdecken.
In der Region von Genf bis hin zu Genf befinden sich zahlreiche Fabriken. Ich plane seit dem gestrigen Tag meine nächste Uhrenfahrt - vom 9. bis 14. Mai 2018, von Genf nach Shanghai (hier erfahren Sie mehr über das Reiseprogramm der ersten Reise). Also, wenn Sie interessiert sind, teilen Sie es uns im Voraus mit.