Quarz-Uhren sind für diese Uhrensäule allerdings nicht besonders eindrucksvoll. Allmählich kommt ein kräftiger Elektromagnet auf die tickende Uhr zu, kommt immer weiter, bis sie fertig ist: der Sekundenzeiger stoppt. Über Quarzuhren kann ich hier nur ganz vereinzelt schreiben. Dies gilt auch für den neuen V. H. P. Conquest von Longines, nicht nur wegen seiner Unempfindlichkeit gegenüber Starkmagneten.
Die Stoppuhr unterscheidet sich von der aktuellen Zeit um höchstens fünf Minuten - pro Jahr. Ein Rekordwert, der von herkömmlichen Quarzuhren nie erzielt wird. Die Genauigkeit eines herkömmlichen Quarzwerkes liegt bei plus/minus 10 bis 30 s pro Tag und Jahr. Armbanduhren mit Abweichungen von etwa 25 s pro Jahr werden als hochgenau angesehen, es gibt auch solche, die zehn s erzeugen.
Selbstverständlich gab es auch andere Stationen, wie z.B. Longines' 1954er Chronoziner, ein Graublock mit Quarz-Uhrwerk, der mit einer speziellen 16-Millimeter-Kamera gepaart war. Er konnte 100 Bilder pro Sek. freilegen und versah die Schiedsrichter bei Sportveranstaltungen mit einem Band, das jede einzelne der Bewegungen der Athleten beim Überfahren der Zieleinlaufstrecke aufzeichnete.
Es ist cool, dass eine hochmoderne Quarz-Uhr geradezu nostalgisch ist, die hochgenaue Uhrzeitmessung wieder aufnimmt und in neue Bereiche vordringt. Es gab für wenig Geld Quarzuhren, die präzise genug waren, eine gewisse "Ware". Übrigens: Ein fortwährender Terminkalender wird zu Langines als Leckerbissen hinzugefügt, den man nicht sofort sehen kann.
Da die Uhr genau das Jahr 2400 kennt, weiss sie, ob der Kalendermonat 28, 29, 30 oder 31 Tage hat. Bei der Longines-Uhr handelt es sich nicht um eine Smartuhr.
Warum auf diesen Seiten keine Quarzuhren präsentiert und gelobt werden, ist der Ansatzpunkt für einige Bemerkungen und Hintergrundüberlegungen. Lieber Kollege Reschke, zunächst nur so viel, ich möchte nicht für die Quarz-Uhr selbst einstehen, aber ich empfinde Ihren Blick auf die moderne Quarz-Uhr im Gegensatz zur Mechanik-Uhr als etwas Einseitiges.
Selbstverständlich hat die gewöhnliche Quarz-Uhr den Status eines preiswerten Anzeigegeräts, vor allem wegen der fernöstlichen Massenprodukte, aber ganz ehrlich, in erster Linie sollte eine Uhr etwas zeigen, die Zeit. Also was lag also nahe, als eine preiswerte, verlässliche Quarz-Uhr für diesen Einsatzzweck zu kaufen? Bedeutet das, dass der Besitzer einer solchen Uhr entwertet werden muss, weil er die Begeisterung für eine mechanische Uhr nicht erkennt und sie deshalb auch nicht zu schätzen wei?
Andererseits gibt es auch hier noch preiswerte Mechanikuhren, wenn auch nicht auf dem neuesten Stand von Qualität und Handwerkskunst, ein Werk mit Hand- oder Automatik-Aufzug. Sollte man den Besitzer einer solchen Uhr, die ihm wohl nur als Uhr dienen soll, in einem Zug mit dem Geliebten der feinen mechanischen Uhr benennen, nur weil er sich gegen die Quarz-Uhr entscheidet?
Ich wundere mich auch, warum selbst namhafte Produzenten kostspielige Quarzuhren bieten. Angenommen, der Kunde einer solchen Uhr will nur mit dem Titel angeben, schätzt den Preis der Uhr nicht und missbraucht sie als Zustandszeichen. Mir gefällt meine Breitling Aerospace sehr gut und ich denke, dass ein Quarz-Uhrwerk die einzige gute Entscheidung für diese Uhr mit ihrem hohen technischen Standard ist.
Ist eine solche Uhr Ihrer Ansicht nach nicht raison d'être, und ist ein solches Quarz-Uhrwerk in dieser Güte nicht auch ein handwerkliches Wunder? Ohne Zweifel mag ich auch meine mechanische Uhr, aber jede Uhr hat ihren Charme, und ich glaube nicht, dass ich ein unglücklicher Narr bin, der ein paar tausend DM für einen Stapel Elektroschrott ausgibt.
Dazu kommt der Hieb von Menschen, die jeden Meisteruhrmacher in den Irrsinn führen können, denn auch die besten mechanischen Uhren wollen mit ihnen nicht richtig mitlaufen. Finden diese Leute nicht, dass die Quarz-Uhr ein Meisterstück der Technik ist, das ihre Aufgaben auf einen Streich erfüllt? Es freut meinen Freund, dass verschiedene Uhrenhersteller auch qualitativ hochstehende Quarzuhren im Angebot haben, sonst hätte er nur die Auswahl zwischen einer konstant launischen, wenn auch teueren mechanischen Uhr oder einer preiswerten Quarz-Uhr, die in Serie gefertigt wird.
Ihr Enthusiasmus für qualitativ hochstehende Mechanik-Uhren in allen Belangen, auch die Quarz-Uhr hat ihren festen Platz im oberen Preisbereich, was die Leistungsfähigkeit der Meisteruhrmacher und Designer von hochwertigen Mechanikwerken nicht beeinträchtigt oder mindert. Was an der Quarz-Uhr so schlecht ist und ob sie nicht auf ihre Art und Weise als gute, qualitativ hochstehende Uhr wie die Mechanik eine gute Uhr sein könnte, ist für mich eine der Kernfragen des Uhrenthemas im Allgemeinen.
Welchen nachteiligen Effekt hat der Quarzuhrantrieb - wenn jeder zugeben muss, dass Quarzuhren präziser sind, also nach der Festlegung eines Chronometers logisch die bessere Uhr sein sollte? In der Uhrenindustrie gibt es eine wunderbare Vielfalt und Pluralität, es gibt alle möglichen Brands und Hersteller: kleine und große, konservative und progressive, steife und lebhafte, klassische und moderne, großartige und diskrete - und ausgerechnet dieses lebhafte Zusammenleben ist für mich das ganz, ganz Spezielle daran.
Natürlich mit Quarz-Laufwerk. Ich war mit dieser Uhr zehn Jahre lang vollkommen glücklich. Ich kann den Gegensatz zu einer Uhr nur verstehen, weil mich die Leidenschaft für, wie ich es heute bezeichnen würde, echte mechanische Armbanduhren ergriffen hat.
Seither liegen Jaeger-LeCoultre missachtet in der Lade - tatsächlich eine Blamage, aber ich habe immer noch keine Schuldfähigkeit. Bei der Quarz-Uhr ist es noch schlimmer: Sie sieht in jeder Hinsicht abgestorben aus. Mit meiner Uhr setze ich das Uhrwerk alle zwei Monaten, weil es keinen Dauerkalender hat, und dann auch die Uhrzeit, und wenn ich es präziser will, was normalerweise überflüssig ist, dann sitze ich öfters die Zeigefinger, ohne dies je als störende Unannehmlichkeit zu fühlen.
Ganz im Gegenteil: Es ist liebende Liebe und damit eine Form der Zuneigung, die mir und den Armbanduhren gut tun. Das Gefühl, dass Quarzuhren irgendwann einmal gestorben sind, wird bei mir immer größer, und ich bin davon ueberzeugt, dass es kein Nachteil ist. Die ganze Sache geht viel weiter in die Richtung, was ein Sinn für Werte ist und woher er kommt.
Jeder weiss heute, dass Kernkraftwerke sehr giftig sind. Jeder weiss, dass die Leistung in Kernkraftwerken am grössten ist. Die Preise für die Ganggenauigkeit der Quarz-Uhr sind der Giftausstoß als Nebeneffekt des Nutzenausstoßes. Deshalb ist dieses Ding ja gestorben und unfruchtbar, es hat kein eigenes Herzen und keine eigene Haut.
Ist es nicht seltsam, wie seltsam ruhig die Dinge über diese erfundene Sache noch sind? Tatsächlich sollten alle Fenster der Geschäfte mit neuen Autoquart-getriebenen Armbanduhren gefüllt sein! Wer mit Quartz zufrieden ist und natürlich auch Kosten einsparen will - warum sollte er die zusätzlichen Kosten allein wegen des (für ihn) eher undifferenzierten Grundsatzes der Akkufreiheit haben?
Wer sich eine reine Mechanik-Uhr wegen ihrer Verbundenheit mit der handwerklichen Klassik, ihrer Rückverfolgbarkeit und der Reinrassigkeit des Uhrwerks wünscht, was soll er mit einem unergründlichen Accessoire machen? Man muss aber sehen, in welchem Außendesign solche Armbanduhren erscheinen! Die funkgesteuerte Uhr hängt am Tropfen der großen Lok.
Bei der Quarz-Uhr hängt man am Tropfen des Zeitglaubens. Doch was bedeutet denn nun konkret "nur Gefühl"? Quarz und Radiowecker sind sehr rationell. Eine von ihnen sagte es, und ich bin mir ziemlich sicher, dass viele andere in diesem Moment das Gleiche dachten: "So etwas Schoenes gibt es heute nicht! "Das ist nicht nur modischer "Retro" oder sentimentaler Sehnsucht, es ist auch keine Flucht vor der Realität und keine Rückständigkeit, sondern es ist schlicht das, was ich ein Qualitätsgefühl nannte.
Aus meiner Sicht wird es nicht besser oder schlimmer, sondern nur anders - alles ändert sich nur. Darin kommt sicherlich auch die Notwendigkeit zum Ausdruck, sich mit den etablierten Wertvorstellungen alter europäischer (und schweizerischer) Kunsthandwerkskunst zu verbinden, so wie zum Beispiel viele Menschen, die auf der Suche nach Möbeln von besonderem Wert sind, eher die klassischen als die modernen vorziehen.
Menschen sehen dort, wo sie das Beste sehen und sich nicht mehr nur von Modekriterien führen lässt, wenn sie es sind. Deshalb passt sich das Design von Armbanduhren bei uns kaum dem Geschmack der Zeit an; wer eine Armbanduhr von uns erwirbt, weiss ganz gut, dass sie auch dem stilistischen Verfall anderer Uhren mit etwas Starkem und Konsequentem entgegenwirkt, und zwar auf der Suche nach der zeitlosen Zeit.
Nicht die Quarzuhren, sondern diejenigen, die aus gutem Grund der strengen Tradition der klassisch-mechanischen Uhrenmacherkunst folgen. Sie sind nicht nur schlimmer oder falscher, sondern auch anders - sie stehen für eine andere Sichtweise, eine andere Sichtweise.